Balkenzimmer voll auf Durchzug

von Johannes Menze

Es ist halb zwei. Schon wieder. Mensch, wie die Zeit verfliegt. Am Lagerfeuer hört man die Zeit nicht, die Geschichten sind spannend, das Feuer brennt & wärmt. Das Holz hat wahrscheinlich so laut geknistert, dass wir die Kirchturmsuhr zu Neuerburg einfach nicht gehört haben.  Dabei hatten wir uns nach gestern geschworen, früher ins Bett zu gehen ….

Aber auch die Glocke vor der Kapelle hat des Nachts das Läuten eingestellt.  Es könnte daran liegen, dass Kinder im Bett liegen, die tagsüber voller Begeisterung sich auf die Zehenspitzen stellen, um zum Morgenlob, zu den Essenzeiten oder zum Abendgebet Sturmklingeln.  Wäre ein echtes Ora-Projekt, die Reißleine zu verlängern.

Den Glücklichen schlägt keine Stunde, auch wenn morgen wieder Holz sägen, Unkraut jäten, Betonieren angesagt ist. und die neidische Frage kommt, wann seid Ihr ins Bettchen gegangen? Halb zwei, die Vernunft siegt. Flugs das Feuer auseinandergeschoben, dann sich die Treppen dreimal im Uhrzeigersinn nach oben geschraubt, auf Zehenspitzen über den knatschenden Holzfußboden auf der obersten Etage mit einer lässigen links-rechts Kombi  ins aussichtsreiche Balkenzimmer hineinspaziert. Statt einer angenehmen Nachtruhe in einem wohligen Zimmer mit sanftem Kopfkissen, wo das müde Haupt und - vor allem - die geplagten Knochen niedergebettet werden: Der Schock.

Tja, im Balkenzimmer ist es heutzunachte höchst luftig. Nicht was Ihr jetzt denkt:  Durchzug, um den Lagerfeuerduft in die Nacht entfleuchen zu lassen. Nein.  Die Moritzens haben gründlich & erfolgreich gefensterlt. Heute im Laufe des Nachmittages - schwupps die wups - alle Rahmen samt Fensterglas ausgebaut und wetterfest gemacht. Keine Ahnung ob sie dann gleich auch geputzt worden sind. Jetzt schlummern unsere Balkenzimmerfenster im Gewölbe.  Da liegen sie & ruhen echt gut.  

Wir dagegen schlafen direkt unterm Sternenhimmel in einer moderaten Windstärke. Wohltemperierte Träume.

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