Ein Morgen, so wunderschön wie heute

von Johannes Menze

Was für ein Aufwachen. Zwar spät ins Bett gegangen, aber trotzdem das Weckerläuten um mehr als eine Viertelstunde gschlagen. Es ist ungewohnt leuchtend im Zimmer. Den Kopf gestreckt und aus dem Fenster gelugt. Auf die Fichten auf der gegenüberliegenden Talseite strahlen im Sonnenglanz und darüber wölbt sich ein wolkenloser blauer Himmel. Da purzeln die Glückshormone. Das wird ein glorreicher Tag, ganz im Gegensatz zu gestern.

Die Uhr um zwölf Stunden zurückgedreht. Graue Wolken ziehen über die Neuerburg und besonders schütten sich über der Nordbastion aus. Droben schrauben Bernard und Thomas Bretter zu einer Schräge zusammen. Das ist zumindest ihr Plan. Die unten auf 1,20 m zurechtgesägten Planken haben oben auf den Gerüsten einen Zentimeter verloren. Alle. Ausnahmslos. Ein Mysterium. Es geht nicht mit rechten Dingen zu. Dicke fette Tropfen. Folglich müssen alle Befestigungen erst losgeschraubt werden (Schraube eins und zwei) und um den entscheidenden Zentimeter versetzt werden. Es regnet. Und dann wieder festgemacht werden (Schraube drei und vier). Es regnet immer noch. Super, dass es Akkuschrauber gibt. Dann mit den Schrauben fünf bis neun die Planke fixiert. Dazwischen weiterhin unzählige Wassertropfen.

Jetzt stellt sich ein roter Ford schwungvoll vor dem Burgtor quer. Eine junge Frau in rot springt raus, öffnet die Heckklappe und bringt die Stufen zur Küche locker nehmend eine riesengroße blaue Kiste voller Brötchen. Eine schmale Stiege, diesmal in orange, mit den Teilchen für den Nachmittagkaffee folgt etwas gemächlicher. Drei leere Kisten gehen retour. Und der Bernard kraxelt auf dem Gerüst.

Philosophische Gespräche: Wir sind Weltmeister, und nicht mehr Papst.  Ein Fall von ausgleichender Gerechtigkeit, erläutert Stephan. „Denn der Papst ist Argentinier“. Wenn das so ist. Heribert ward noch nicht gesehen. Die Turmuhr unten schlägt viermal. Thomas dauert es zu lange, er zieht an der Burgglocke. Heribert kommt auf der Kapelle. Das Kirchenvolk strömt in den Tempel.

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