Guten Morgen, liebe Festgäste

von Johannes Menze

Völlig unerwartet ist der Jubiläumsmorgen über uns herein gebrochen. Wie der Blitz aus heiterem Himmel in der tiefsten Nacht?  Nicht wirklich komplett überraschend, aber ähnlich wie die Schwerkraft ist es ein Prinzip, dass ora&labora gegen Ende in höllische Zeitnöte gerät.

So schaffte die verstärkte Baubrigade „rot-weiß-essen“ vor-verputzen, sorgsam-nachverputzen, Betten verrücken, Räume abkleben und das Ganze streichen Staub weg-putzen, bis sie ins Lagerfeuer umfielen. Gerdi schraubt am Gatter, dem Sahnehäubchen der Sonnenterrasse. Die Projekte sollen jetzt am Mittag das Zeitliche segnen.

Da verzweifeln auch die beste Projektleitung und geniale Poliere. Was sie kaum zu trösten vermag: Nordbastion abgedichtet – Check. Bühne mit Hydrantenklappe steht – Check. Vorhänge hängen – Check. Grabkreuz von Tante Anna hält – Check. Eingangstür geölt – Check. Zisternendeckel ausgewechselt – Check. Neuerburg ans Web angeschlossen – Check. Weltmeistern zugejubelt – Check. Hockerschrauben nachgezogen – Check. Zäune festgeschraubt – Check. Kapelle zum Leuchten gebracht – Check. Akustik des Gotteslob gewaschen – Check. Unkraut deplatziert – Check. Bauschutt getrennt – Check. Bodenloser Schatzkiste mit Scharnieren den letzten Schliff gegeben – Check. Das letzte

Von den niegel-nagel-neuen Brettern, die die Welt bedeuten und für diesen Nachmittag mitten im Burghof aufgeschlagen ist, starten Schlag drei zwei kurzweilige Reden von Bernhard und Volker das Jubiläum zwanzig Jahre ora&labora. Nach Kaffee & Kuchen eröffnen Führungen das gesamte Baugelände und Burgspektrum. Zwischendurch gibt es einen Belastungstest der Bühne, der aus mehreren Kameraperspektiven fixiert. Im Tischtennisgewölbe halten wir ausgewählte Augenblicke des fotografischen Gedächtnisses an – für ungefähr sieben Sekunden. Die Kinder machen eine Kinderolympiade auf dem angeschütteten Sportplatz. Dann gibt es ein Abendlob und ein Dankgebet – welchen Namen der Geistliche Impuls bekommt, das legen wir vertrauensvoll in die Hände des Burgpaters, der beim Morgenlob auf die Frage des Gitarristen „wieviele Strophen von Laudato Si“ geistesgewärtig „72“ antwortete. Die Morgenlob-Gemeinde geriet ob der Multi-Strophigkeit in Verzückung. Nach Häppchen & Süppchen gibt es ein Raketenfeuerwerk zur Wassermusik und – welch Abwechslung – ein Lagerfeuer. Der Tag endet mit mittelalterlichen Sagen und dem open end.

Illustre Gäste haben sich angesagt: (strikt alphabethisch aufgereiht) eine zwanzigköpfige (Frühstart zum Mittagessen) Bonner Delegation, die pensionierten Burgeltern Dichter-Halllwachs, der Förderverein und Freunde der Burg,  die auf der Burg vielfältig involvierten Handwerkerschaft aus Neuerburg, der langjährige Bauleiter Wolfgang Heidkamp mit seiner Frau Gunhild und die jüngst gewählte KMF-Präsidentin BB Claudia Lücking-Michel (BB = Bundesschwester & Bundestagsabgeordnete).

Den genauen Plan hat Birgit auf 25 Zettel gebannt und ist nach einem 42-minütigen dezidierten Planungsmeeting allen Nicht-Elektriker*innen eingeschärft. Aber die geschätzte Leser*innenschaft weiß ja, dass Pläne nicht die Welt bedeuten und jederzeit revolutioniert werden können. Gerade auf Familienfesten wie diesem ora@labora-Jubiläum.

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