Schauerliche Feuerlieder

von Johannes Menze

Die Feuer sind herab gebrannt. Die drei Balken kokeln noch vor sich hin und warten darauf, einmal umgedreht zu werden. Super, dass die LED-Leuchten, eine Taschenlampe und eine Baustellenleuchte namens LXT die Nacht erhellen. Der Gesang aus dem Da Capo ist der Tageszeit angemessen: Ein Uhr einundfünfzig.

Über die Liederauswahl kann sich diesmal niemand beklagen. Querbeet: von Shantys (dem Ora-Thema angemessen) über (latein)amerikanische Gospels und deutsches Liedgut aus den letzten zwei Jahrhunderten. Das Da Capo entpuppt sich als Wundertüte.

Mäuse und Katzen haben bereits die Flucht ergriffen, soeben auch der Burgbeauftragte. Gerade kam eine ernüchterte Nachtschwärmerin vorbei, die nach der Quelle der Kakophonie suchte. Der Bloggist – kein Musikus – überfällt die Ahnung, dass der bajuwarische Zungenschlag so hoch im Norden selten anzutreffen ist. Der Schmied und sein Kumpel beherrschen es meisterhaft, allen ersten Strophen eine individuelle Note zu geben. Dazu kommt die ruhrpöttische Quetschkommode, die unbeirrt eigene Melodielinien verfolgt. Jeder, der sich an einem Akkordeon oder Mundharmonika versucht hat, kennt die Problematik.

Mag sein, dass es in der Südeifel durch die feuerlichen Luftverwirbelungen zu ungeahnten Echowirkungen kommt. Es gilt das feste Versprechen zum Ende „Nehmt Abschied Brüder (inklusive Schwester) ungewiss“ zu singen. Aber das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht, als die städtische Turmuhr viertel drei Uhr geschlagen hat.

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